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Denkmal für Ausgegrenzte, Emigrierte und Ermordete des Kunsthistorischen Instituts der Universität Wien

 

Am 10. Oktober 2008 soll im Hof 9 des Campus der Universität Wien vor dem Kunst­historischen Institut von der Frau des Bundespräsidenten, Frau Margit Fischer, ein Denkmal enthüllt werden, welches von dem Verein „Initiative Kunstgeschichte“ für alle Absolventen und Absolventinnen des Kunsthistorischen Instituts errichtet wurde, die aus ethnischen, religiösen und politischen Gründen in der Zeit zwischen 1933/1934 und 1945 ausgegrenzt, vertrieben und ermordet wurden. Nach der Enthüllung wird das Denkmal in die Obhut der Universität übergeben.

Das Institut für Kunstgeschichte hat an der Universität Wien inzwischen eine 156-jährige Geschichte. Gerade mit der sogenannten „Wiener Schule der Kunstgeschichte“ wurde es schon zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur im deutschsprachigen Raum führend und prägte Generationen von Kunsthistorikern und Kunsthistorikerinnen. Namhafte Vertreter und Vertreterinnen des Faches lehrten am „Wiener Kunsthistorischen Institut“ oder wurden hier ausgebildet.

Durch die aus rassischen und politischen Gründen beginnende Ausgrenzung seit 1934 wurde  die Vertreibung einer großen Anzahl von Institutsmitgliedern (auch von Studierenden) 1938 zum schmerzhaftesten Aderlass in Forschung und Lehre. Nach 1945 konnte und wollte nur ein kleiner Teil damaliger  Institutsmitglieder nach Wien zurückkehren.

Bei der 150-Jahr-Feier des Institutes für Kunstgeschichte schlug Dr. Wolfgang Fischer vor, diesen ausgegrenzten, vertriebenen und ermordeten Mitgliedern des Institutes ein Denkmal zu widmen. Von Prof. Dr. Hans Buchwald wurde ein Entwurf geschaffen, der in den vergangenen Wochen durch einen eigens zu diesem Zweck gegründeten Verein „Initiative Kunstgeschichte“ in Hof 9 des Campus vor dem Institut für Kunstgeschichte realisiert wurde.

Das begehbare Denkmal besitzt die Form eines ringförmigen Tisches, welcher gewaltsam in zwei Teile gerissen wurde.  Stühle sind an diesen Tisch teilweise eng, teilweise locker her­angestellt, so, dass einige Plätze besetzt werden können, andere aber immer unbesetzt bleiben werden. Eine Glas­platte zwischen den zwei Hälften des Tisches enthält die Namen der bisher ermittelten Betroffenen, die ausgegrenzt, vertrieben, ermordet wurden. Das Zentrum des Denkmals bildet ein neu gepflanzter Baum (Blau­glockenbaum oder Paulownia tomentosa).

Dank des inzwischen gut herangewachsenen Grases wird das Denkmal nahtlos in die Grünfläche von Hof 9 integriert.Mit der Enthüllung des Denkmals wird in der Aula des Institutes für Kunstgeschichte die  Ausstellung "Wiener Kunstgeschichte gesichtet" eröffnet, die die Ergebnisse einer Gruppe Studierender zeigt, die im Rahmen einer intensiven Arbeitsgemeinschaft im Sommersemester 2008 zuerst auf der Grundlage einer schon vor­hand­enen Liste die Namen der Betroffenen und dann deren persönliches Schicksal erneut erforscht haben. So sollte den Namen wieder „ein Gesicht“ gegeben werden und die Geschichte persönlicher Lebenswege aufgezeigt werden.

Die jüngste Recherche hat auch gezeigt, dass die Erforschung dieses Teils der Geschichte des Institutes und seiner Mitglieder noch nicht abgeschlossen ist. Die Ausstellung signalisiert, dass hier ein „work in progress“ stattfindet, dessen Veränderungen in einer ständigen online-Präsentation der Ergebnisse ablesbar sein wird

 
 

 

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