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Otto Deutsch
geb. Wien 05.09.1883 – gest. Baden bei Wien 23.11.1967

Musikologe, Kulturhistoriker, Schriftsteller, Privatgelehrter

Ausgrenzungsgrund:-

Studium: Kunst- und Literaturgeschichte in Wien (WS 1903/04,
SS 1904), Graz: WS 1904/05 bis SS 1907 und Wien (WS 1909/10)

Professoren (In Wien): Riegl, Dvorak, Reisch, Wickhoff, Strzygowski

Promotion: kein Abschluss an den angeführten Universitäten
Ehrendoktorrat (Dr. phil.) der Eberhard-Karls Universität Tübingen

Doktorvater: -

Dissertationsthema: wahrscheinlich über Moritz von Schwind

Ad Personam:Otto Erich Deutsch wurde am 5. September 1883 als Sohn des jüdischen Fabrikanten Ignaz Deutsch und dessen Gattin Ernestine, geb. Gewitsch, in Wien geboren. Mit 20 Jahren trat Deutsch zum evangelischen Glauben über, ohne jedoch seine jüdische Abstammung zu verleugnen. Er begann sein Kunst- und Literaturgeschichtsstudium in Wien, setzte es in Graz fort
und absolvierte das 9. Semester wieder in Wien. Hauptsächlich
belegte er kunstgeschichtliche Fächer bei Strzygowski, dessen Privatassistent er vom 1. Februar bis 31. März 1911 war.
Als ihm ein Verhältnis mit der Studentin Marie Munk nachgewiesen wurde, wurde er seiner Stellung als Assistent aus disziplinären Gründen enthoben und für die Dauer von zwei Semestern von der Ablegung der strengen Prüfungen an der Universität Wien ausgeschlossen. Obwohl die Strafe aufgrund seiner Heirat mit Marie Munk gemildert wurde, beendete Deutsch sein Studium nie mit einem Rigorosum, für das er über den Maler Moritz von Schwind Nachforschungen angestellt hatte. Über dessen Freundeskreis war er zu Franz Schubert gelangt, dem von nun an sein besonderes Interesse galt und der auch zu seinem wichtigsten Lebenswerk wurde.
Nach dem dreijährigen Militärdienst während des ersten Weltkrieges, der 1917 erfolgten Heirat mit Hanna Müller (gestorben 1937) und dem Tod des Vaters investierte er sein Erbe 1920 in eine Buchhandlung am Graben und 1922 in einen von ihm neu gegründeten Verlag. Beide Unternehmungen fielen jedoch der Inflation zum Opfer.
Von 1926 bis 1935 betreute der im Schubertjahr 1928 zum Professor ernannte Musikhistoriker die Musiksammlung von Anthony van Hoboken.
Außerdem war Deutsch freischaffender Schriftsteller, Feuilletonist und Musikkritiker.
1939 emigrierte er nach England, das als Zwischenstation für eine Weiterreise in die USA gedacht war. In Cambridge arbeitete er bis zu seiner Rückkehr nach Wien im Jahre 1952 als Privatgelehrter. Seine Forschungen zu Schubert, Händel, Beethoven und Mozart brachten ihm weltweit großes Ansehen als Musikwissenschaftler ein und es wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil, unter anderem wurden ihm 1959 das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und 1960 die Ehren-Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Eberhard-Karls Universität in Tübingen verliehen. Otto Erich Deutsch starb am 23. November 1967 in Baden bei Wien und wurde auf dem Zentralfriedhof
in einem Ehrengrab der Stadt Wien bestattet.

 

     

bearbeitet von

Ilse Köpke

 

Quellen
- Primavera Driessen Gruber Bio Exil Datenbank
- Literaturhaus, 1070 Wien, Seidengasse 13: Nachlass von Gitta Deutsch
- Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Otto Erich Deutsch
- Wiener Stadt- und Landesarchiv MA 8
- Archiv der Universität Wien, Postgasse 9
- Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, Band 15, S. 385-396.